Bildungsangebot  

Veranstaltungen

Fotoausstellung 

Ort: Gedenkstätte Breitenau

Die Gedenkstätte Breitenau feiert 2024 ihr 40-jähriges Bestehen. Am historischen Ort erinnert sie an das Konzentrationslager und spätere „Arbeitserziehungslager“ (AEL) Breitenau. Eine erste Ausstellung zur Geschichte der Lager wurde im Jahr 1982 eingeweiht. Zwei Jahre später konnte die Gedenkstättenarbeit mit Personal und regelmäßigen Öffnungszeiten verstetigt werden. Damit ist Breitenau die älteste arbeitende KZ-Gedenkstätte in Hessen.

Die Fotoausstellung "40 Jahre Gedenkstätte Breitenau" wirft einen Blick zurück auf die Anfänge der Gedenkstättenarbeit und dokumentiert ihren Wandel.

Die Ausstellung wird am Montag, 1. Juli um 16:00 Uhr eröffnet. Ab dem 2. Juli ist sie während der Öffnungszeiten der Gedenkstätte (Di-Fr/So) zu besuchen. 

 

Themenführungen und Stadtteilrundgänge

 

Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums findet vom 06.04.–19.10. jeden 2. Samstag eine Themenführung auf dem Gelände der Gedenkstätte Breitenau oder ein Stadtteilrundgang Kassel statt.

Um Anmeldung wird gebeten: 40jahre@gedenkstaette-breitenau.de

 

Themenführungen / 14:00 Uhr / Gedenkstätte Breitenau:

 

04.05.2024: 

Mit Anna-Lena Nachbar, Thema: Gestapo und Verwaltung

Welche Rolle haben die Verwaltung und Gestapo im „frühen Konzentrationslager“ (1933-34) und „Arbeitserziehungslager“ (1940-45) Breitenau gespielt? Und wie war es in so kurzer Zeit möglich einen solchen Machtapparat in Kassel und besonders in Breitenau aufzubauen und aufrecht zu erhalten?
Der Aufbau der Gestapo in Kassel war der Beginn eines flächendeckenden und umfangreichen Systems von Informationsaustausch über Festnahmen, „Schutzhaft“ sowie den Stand der politischen Entwicklungen in gesellschaftlichen Bereichen und Gruppen. Die Gestapostelle wurde zur zentralen Anlauf- und Sammelstelle für den umfangreichen und bürokratischen Verfolgungsapparat.
Neben einem gesamtüberblick über den historischen Ort, wird Anna-Lena Nachbar einen Einblick in diese Mechanismen geben.

 
  

01.06.2024:   

Mit Yannis Walter-Lanzenberger, Thema: Die Integration der Lager im Ort

Wie sind die beiden Lager in der Zeit des Nationalsozialismus, das frühe Konzentrationslager (1933-1934) und das „Arbeitserziehungslager“ (1940-1945) in Guxhagen und der Umgebung integriert gewesen? Was wussten die Menschen aus der unmittelbaren Nähe über die Geschehnisse innerhalb der Mauern und inwieweit waren sie davon betroffen oder sogar daran beteiligt? Welche Berührungspunkte existierten zwischen der Gemeinde und den Lagern?
Exemplarisch werden die Berichterstattung über die Lager, Fluchtversuche und Sichtbarkeit durch Arbeitseinsätze in den Blick genommen, um diese Fragen zu beantworten.

 

 
06.07.2024: 

Mit Marius Heidl, Thema: Das AEL Breitenau in den Erinnerungen der Verfolgten

Nur wenig scheint – auf den ersten Blick – am historischen Ort an die Existenz zweier Lagertypen zu erinnern, und dennoch: 1933/34 und 1940-1945 war das Areal des ehemaligen Klosters Breitenau als Frühes Konzentrations- beziehungsweise Arbeitserziehungslager in das nationalsozialistische Lagersystem integriert. Die erhaltenen Verwaltungsakten geben nur wenig Auskunft über den Lageralltag: Verpflegung, Drangsalierungen, Hygiene und Arbeitseinsatz sind nur einige der oftmals miteinander verknüpften Aspekte, die im Rahmen der Vermittlungsarbeit der Gedenkstätte angesprochen werden. Um Leben und Alltag im Lager besser nachzeichnen zu können, stützt sich die Themenführung als Spurensuche vor Ort auf Erinnerungen ehemaliger Inhaftierter, die eine wichtige Quelle für die Gedenkstättenarbeit darstellen. Der allgemeine Überblick über die Geschichte des Ortes wird auf diesem Wege durch eindrucksvolle Erinnerungsfragmente ergänzt.

  

31.08.24:

Mit Anna-Lena Nachbar, Thema: Gestapo und Verwaltung

Welche Rolle haben die Verwaltung und Gestapo im „frühen Konzentrationslager“ (1933-34) und „Arbeitserziehungslager“ (1940-45) Breitenau gespielt? Und wie war es in so kurzer Zeit möglich einen solchen Machtapparat in Kassel und besonders in Breitenau aufzubauen und aufrecht zu erhalten?
Der Aufbau der Gestapo in Kassel war der Beginn eines flächendeckenden und umfangreichen Systems von Informationsaustausch über Festnahmen, „Schutzhaft“ sowie den Stand der politischen Entwicklungen in gesellschaftlichen Bereichen und Gruppen. Die Gestapostelle wurde zur zentralen Anlauf- und Sammelstelle für den umfangreichen und bürokratischen Verfolgungsapparat.
Neben einem gesamtüberblick über den historischen Ort, wird Anna-Lena Nachbar einen Einblick in diese Mechanismen geben.

    

05.10.24:

Mit Nadine Heller, Thema:

Der Umgang mit dem „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ (GzVeN)  in Breitenau

Das nationalsozialistische Regime in Deutschland basierte auf einer menschenverachtenden Rassenideologie und daran ausgerichteten biopolitischen Gesetzen. Das am 14. Juli 1933 erlassene und im darauffolgenden Januar in Kraft getretene „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ zwang „erbkranke“ Personen sich infolge einer richterlichen Anordnung einer Sterilisation zu unterziehen.

Sie sollten  -  auch gegen ihren Willen – unfruchtbar gemacht werden, um eine unkontrollierte Fortpflanzung von „genetisch minderwertigen“ Menschen zu verhindern.

Die Überprüfung von Arbeitshausgefangenen spielte bei der Anwendung des Gesetzes eine herausragende Rolle. In Breitenau machte man sich bereits zum Jahresbeginn 1934 daran, die Häftlinge nach „Erbkranken“ zu durchforsten. Mindestens 21 der Insass:innen wurden bis Ende der 1930er zwangssterilisiert.

Mittels der Themenführung soll nachgezeichnet werden, welche Bedeutung und Auswirkungen das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses für betroffene Insass:innen des Breitenauer Arbeitshaus hatten.

 

Stadtteilrundgänge / 14:00 Uhr:

20.04.2024:  Mit Nadine Heller,   Stadtteil: Bettenhausen,

Treffpunkt: Vor dem Hallenbad Ost (Leipziger Str. 99)

18.05.2024:   Mit Nadine Heller,   Stadtteil: Rothenditmold,

Treffpunkt: Vor dem Eingang des Technikmuseums (Wolfhager Str. 109)

15.06.2024:   Mit Nadine Heller,   Stadtteil: Bettenhausen,

Treffpunkt: Vor dem Hallenbad Ost (Leipziger Str. 99)

20.07.2024:   Mit Nadine Heller,   Stadtteil: Rothenditmold,

Treffpunkt: Vor dem Eingang des Technikmuseums (Wolfhager Str. 109)

17.08.2024:   Mit Nadine Heller,   Stadtteil: Bettenhausen,

Treffpunkt: Vor dem Hallenbad Ost (Leipziger Str. 99)

21.09.2024:  Mit Nadine Heller,   Stadtteil: Rothenditmold,

Treffpunk: Vor dem Eingang des Technikmuseums (Wolfhager Str. 109)

19.10.2024:  Mit Anna Domdey, Thema: Täterorte - Zwangsarbeit in der Kasseler Innenstadt

Treffpunkt: Vorplatz Kulturbahnhof

 

Jubiläumsfeier Erinnern für eine demokratische Gesellschaft

Samstag, 7.9.2024, 15 - 19 Uhr

Ort: Gedenkstätte Breitenau

Wir feiern das 40-jährige Bestehen der Gedenkstätte Breitenau und laden alle hierzu herzlich ein! 

PROGRAMM

15:00 Uhr Markt der Möglichkeiten: 20 Bildungsakteur:innen aus Zivilgesellschaft, Staat, Wirtschaft und Wissenschaft stellen sich vor

16:00 Uhr Begrüßung: Bürgermeisterin Susanne Schneider (Guxhagen) und Dr. Ann Katrin Düben, Grußworte: Regierungspräsident Mark Weinmeister, Landrat Winfried Becker, Erste Beigeordnete LWV Hessen Ulrike Gote, Vorstand des Fördervereins

17:00 Uhr Musik: jixMazz

17:30 Uhr Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Dietfrid Krause-Vilmar, Dr. Gunnar Richter, Judith Sucher (Gedenkstätte Hadamar), Thomas Altmeyer (Geschichtsort Adlerwerke Frankfurt a.M.), Dr. Ann Katrin Düben (Gedenkstätte Breitenau), Moderation: Cornelia Siebeck (Gedenkstättenreferat der Stiftung Topographie des Terrors Berlin)

Eine Veranstaltung der Gedenkstätte Breitenau, der Gemeinde Guxhagen und der Kirchengemeinde Guxhagen. Mit Unterstützung von Vitos Kurhessen BPD Guxhagen

 

 

 

Erinnerungsdebatten: Historikerstreit 2.0, documenta15 und die Gegenwart des Antisemitismus

Gespräch mit  Dr. Steffen Klävers und Lasse Schauder

Kooperationsveranstaltung der Gedenkstätte Breitenau und des Sara Nussbaum Zentrums

Dienstag, 20.8.2024, 19 Uhr

Ort: Sara Nussbaum Zentrum, Ludwig-Mond-Straße 127, Kassel

Seit dem 7.10.2023 erlebt die Welt eine Welle von unverhohlenem Antisemitismus und Vernichtungswünschen gegen den Staat Israel. Das größte antisemitische Massaker seit der Shoah, begangen von der Hamas und ihren Helfern, hat bei sehr vielen Menschen nicht zur Solidarität mit den Opfern und ihren Familien, den Jüdinnen und Juden und der israelischen Bevölkerung geführt, sondern zu Hass und Häme, Täter-Opfer-Umkehr, Relativierungen, Verleugnungen bis hin zur Begeisterung für die Tat. In der öffentlichen Auseinandersetzung um seine Bewertung finden sich auch ideologische Versatzstücke, die bereits in den gesellschaftspolitischen Debatten der vergangenen Jahre eine Rolle gespielt haben.

Zu nennen sind hier vor allem der Historikerstreit 2.0 und die Debatte um die documenta_fifteen. In beiden Debatten wurden Themen diskutiert, die auch in der Gegenwart kaum an Aktualität verloren haben: Das Verhältnis von Holocaust und kolonialem Genozid, von Antisemitismus und Rassismus, von Partikularismus und Universalismus, von Beispiellosigkeit und Kontinuität. Nicht zuletzt, sondern ganz zentral ging es auch immer um Israel, dem "Apartheid", "Siedlungskolonialismus" und "Genozid" vorgeworfen wurden. Deswegen sei auch zu kolonialem Widerstand verklärter islamistischer Terror legitim.

Die postkoloniale Kritik, sei es in der Wissenschaft oder im Kunst- und Kulturbetrieb, hat Defizite in der Erinnerung an Nationalsozialismus und Holocaust konstatiert. Sie wirft ihr vor, eurozentrisch und potentiell ausgrenzend zu sein, Opferhierarchien zu Ungunsten des "globalen Südens" zu konstruieren. Insgesamt gleiche sie daher eher einem provinziellen, gar völkischen "Katechismus" (Dirk Moses) als einer angemessen globalen, "multidirektionalen" (Michael Rothberg) Erinnerungskultur. Um diese zu schaffen, müsse der Antisemitismus in die Geschichte von Kolonialismus und Genozid eingeordnet werden, d.h. dem Holocaust muss in der Konsequenz der Status des historisch Beispiellosen genommen werden.

Das hat unmittelbare politische Konsequenzen, vor allem für jüdisches Leben und den Staat Israel: Denn wenn am Holocaust nichts "beispiellos" gewesen sein soll, dann wird die Spezifik des Antisemitismus verkannt, verliert an Bedeutung und lässt den Vorwurf konstruieren, es sei genug mit dem Gedenken und der Solidarität: Der Katechismus gehöre überwunden. Dass Demonstranten nach dem 7. Oktober Parolen wie "Free Palestine from German Guilt" durch die Straßen Berlins skandieren, muss daher in direktem Zusammenhang mit diesen Debatten gesehen werden - die Parole wurde im Rahmen der documenta_fifteen geprägt, um Kritik an antisemitischen Inhalten in einigen Kunstwerken abzuwehren.

Die Gedenkstätte Breitenau und das Sara Nussbaum Zentrum für Jüdisches Leben laden daher ein, sich diesen Debatten erneut zu widmen und sie vor dem Hintergrund des 7. Oktober aufzugreifen.

Lillis Tochter

Das Leben meiner Mutter im Schatten der Vergangenheit

Buchvorstellung mit Dr. Martin Doerry

Donnerstag, 27.6.2024, 19:00 Uhr

Ort: Palais Bellevue, Kassel

Einlass: 18:30 Uhr

Martin Doerry liest am 27. Juni in Kassel aus seinem Buch „Lillis Tochter. Das Leben meiner Mutter im Schatten der Vergangenheit – eine deutsch‐jüdische Familiengeschichte“. Die Veranstaltung ist kostenfrei, es können keine Platzreservierungen im Vorfeld entgegengenommen werden. In der Remise im Palais Bellevue werden 91 Sitzplätze zur Verfügung stehen. Die Buchhandlung am Bebelplatz wird einen Büchertisch anbieten. 

Das Buch „Mein verwundetes Herz“ von Martin Doerry machte das Schicksal seiner Großmutter Lilli Jahn international bekannt. Die jüdische Ärztin war sieben Monate im „Arbeitserziehungslager“ Breitenau bei Kassel inhaftiert. Aus dieser Zeit ist ein eindrücklicher Briefwechsel zwischen Lilli und ihren Kindern überliefert. 1944 wurde Lilli Jahn nach Auschwitz deportiert und hier ermordet. In „Lillis Tochter“ erzählt Martin Doerry die Geschichte seiner Mutter Ilse fort. In der die NS‐Verbrechen verschweigenden westdeutschen Nachkriegsgesellschaft sprach seine Mutter nicht über die Verfolgung ihrer Familie. Erst mit Veröffentlichung des Briefwechsels durch ihren Sohn setzte die Auseinandersetzung mit den traumatischen Erfahrungen ein.

Dr. Martin Doerry ist Historiker und Journalist. Er war von 1998 bis 2014 stellvertretender Chefredakteur des „Spiegel“. Sein Buch „Mein verwundetes Herz“ von 2002 wurde in 19 Sprachen übersetzt. „Lillis Tochter“ erschien im September 2023.

Die Lesung ist Teil des Jubiläumsprogramms der Gedenkstätte Breitenau „40 Jahre Gedenkstätte Breitenau. Erinnern für eine demokratische Gesellschaft“. Eine Kooperationsveranstaltung von Gedenkstätte BreitenauEvangelisches ForumDIG e.V. KasselSara Nussbaum Zentrumvhs Region Kassel 

Wir danken dem Kulturamt der Stadt Kassel für die Unterstützung!

 

 

Die Veranstaltungen rund um das 40-jährige Jubiläum der Gedenkstätte Breitenau werden gefördert von: