Historischer Ort  

Nachgeschichte

Seit dem 28. März hat die Gestapo damit begonnen, das "Arbeitserziehungslager" (AEL) aufzulösen. Zu diesem Zeitpunkt sind noch 716 Schutzhaftgefangene im Lager, davon 176 Frauen. Ein Teil dieser männlichen Gefangenen wird in einem Zug von Guxhagen in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Hier werden am 30. März 157 ehemalige Gefangene von Breitenau registriert. Andere Schutzhaftgefangene werden in Kolonnen zu Fuß Richtung Nordosten geschickt und wenige Tage später, nachdem sich die Wachleute abgesetzt haben, von amerikanischen Soldaten befreit. Fast zeitgleich erschießt die Gestapo am frühen Morgen des 30. März 1945 28 der verbliebenen Gefangenen des AEL am Fuldaberg. Als die amerikanischen Soldaten einen Tag darauf eintreffen, sind nur noch wenige Gefangene des AEL im Lager sowie 64 Korrigend:innen, 6 Pfleglinge, 3 Häuslinge und 6 Fürsorgezöglinge. Durch den Hinweis eines ehemaligen polnischen Zwangsarbeiters entdecken die Amerikaner drei Wochen später das Massengrab am Fuldaberg: Überlebende und Augenzeugen werden befragt, der Tathergang rekonstruiert und ein Ermittlungsbericht verfasst. Am 25. April 1945 findet auf Anordnung der amerikanischen Militärregierung ein feierliches Begräbnis auf dem Anstaltsfriedhof statt.

Bis zum Jahreswechsel 1945/46 dient die Anstalt zur Internierung von Nationalsozialisten. Seit November 1945 ist eine Abteilung des Stadtkrankenhauses Kassel im ehemaligen Frauenhaus untergebracht. Frauen werden hier teils zwangsweise auf Geschlechtskrankheiten untersucht und behandelt. Auf Bestreben des Bezirksverbandes wird 1946 die Landesarbeitsanstalt und das Fürsorgeheim Breitenau wiedereröffnet. Die Einweisung von Korrigend:innen erfolgt dabei weiterhin auf Grundlage des „Gesetz gegen gefährliche Gewohnheitsverbrecher und über Maßregeln der Sicherung und Besserung“ von 1934. Erst auf Anordnung der amerikanischen Militärregierung wird die Korrektionsanstalt im Jahr 1949 geschlossen.

Danach unterhält der Bezirksverband ein Fürsorgeheim in der ehemaligen Arbeitsanstalt, das seit 1953 unter Trägerschaft des Landeswohlfahrtsverbands Hessen steht. Dieses Heim, in dem als schwer erziehbar geltende weibliche Jugendliche und junge Frauen aus meist sozial schwachen Milieus untergebracht sind, gerät Ende der 1960er Jahre aufgrund der hier praktizierten autoritären Fürsorgeerziehung zunehmend in die öffentliche Kritik. Auslöser ist eine Studie zur Lese- und Schreibfähigkeit von Jugendlichen, die in Heimen untergebracht sind, bei der auch Bewohnerinnen und Fürsorgeerzieherinnen des Landesjugendheims Fuldatal befragt werden. Die Studie offenbart, dass die Bildung der Jugendlichen im Fürsorgeheim Fuldatal kaum gefördert wird. Nach Erscheinen des Studienberichts besucht die später zu den RAF-Gründungsmitgliedern gehörende Journalistin Ulrike Meinhof das Mädchenheim in Guxhagen, befragt die jugendlichen Bewohnerinnen und erstellt im Anschluss ein Radiofeature. Die Radiosendung wird im November 1969 im Hessischen Rundfunk ausgestrahlt. In der Folge wächst die Kritik am „Mädchenheim“ auch in der Region. Schüler:innen der Geschwister-Scholl-Schule in Melsungen organisieren eine Demonstration vor dem Heim. Infolge der Proteste sowie wirtschaftlicher Engpässe wird das Mädchenheim im Dezember 1973 geschlossen. Seit 1974 ist auf dem Gelände ein Wohnheim für Menschen mit chronifizierten psychischen Erkrankungen untergebracht. Zur Heimerziehung zwischen 1953 und 1973 in Einrichtungen des LWV Hessen hat der Landeswohlfahrtsverband eine umfangreiche Studie in Auftrag gegeben. Außerdem hat der LWV Hessen 2012 eine Broschüre zum Mädchenheim Fuldatal herausgegeben.