Biografien  

Elisabeth W.

geboren 02.03.1902 Dortmund

Beruf Schauspielerin
Wohnort bei Verhaftung Kassel
Haftgrund Verbotener Umgang

Biografie

Elisabeth W. wird 1902 in Dortmund geboren. Als junge Frau heiratet sie Richard W. und bekommt mit ihm 1927 eine Tochter. Später lebt sie in Kassel und arbeitet als Schauspielerin.

Am 9. Januar 1941 wird Elisabeth W. festgenommen. Sie wird beschuldigt, im November 1940 in Bezug auf die Abbildung eines Feldwebels gesagt zu haben: „Für Massenmörder habe ich nichts übrig. Mord ist Mord.“ Daraufhin verurteilt das Sondergericht Kassel sie am 9. April 1941 zu einer Gefängnisstrafe von vier Monaten unter Anrechnung der Untersuchungshaft. Vom 12. Mai bis zum 11. August 1942 ist sie im "Arbeitserziehungslager" (AEL) Breitenau in Haft. Danach verbüßt Elisabeth nochmals im Untersuchungsgefängnis Kassel eine dreimonatige Haftstrafe. Dieses Mal ist sie wegen einer angeblichen Beziehung zu einem französischen Kriegsgefangenen festgenommen worden. Im Anschluss an die Untersuchungshaft kommt sie nach Breitenau und ist hier vom 13. November 1942 bis zum 27. Januar 1943 inhaftiert. Nachdem ihr der Schutzhaftbefehl ausgehändigt wurd, wird sie ins Konzentrationslager Ravensbrück überstellt. Nach über zweijähriger Haft in Ravensbrück erlebt sie Ende April 1945 die Befreiung des Lagers.

Nach ihrer Befreiung lebt Elisabeth W. in Berlin-Charlottenburg und arbeitet als Rundfunksprecherin. Seit Herbst 1945 gilt sie vor dem Berliner Hauptausschuss als „anerkanntes Opfer des Faschismus“ und erhält Fürsorgeleistungen. Als sich jedoch Infolge der Spaltung Berlins die Zuständigkeiten für Verfolgte ändern, wird ihr Opferstatus überprüft. In der Folge muss Elisabeth W. zweimal bei der Nachfolgeeinrichtung der Breitenauer Anstalt um eine Haftbescheinigung bitten, die zur „Erlangung der Wiedergutmachung für die erlittene Freiheitsstrafen als politischer Häftling“ dienen soll. Dass sie jedoch jemals entschädigt worden ist, bleibt fraglich. Denn kaum eine der Frauen, die wegen des Umgangsdeliktes im AEL Breitenau inhaftiert waren, wurden in der Bundesrepublik als Opfer des Nationalsozialismus offiziell anerkannt und erhielten Entschädigungsleistungen. 

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