Richard Altschul
geboren 13.04.1873 Wien (Österreich)
ermordet 30.10.1943
Beruf Kaufmann
Wohnort bei Verhaftung Kassel-Oberzwehren
Biografie
Als Sohn jüdischer Eltern wird Richard Altschul am 13. April 1873 in Wien geboren. Nach seiner Schulzeit beginnt er eine Ausbildung als Kaufmann in Budapest und zieht danach nach Deutschland. Hier konvertiert Richard Altschul 1900 zum Christentum. Bald darauf tritt er dem hessischen Brüderhaus in Treysa bei und wird zum Diakon ausgebildet. In dieser Zeit lernt er Martha Schlup kennen, die er 1905 heiratet und mit der er drei Kinder bekommt. 1906 wird Richard Altschul Leiter des städtischen Alters- und Siechenhauses in Eschwege.
Auf Richard Altschul wird als konvertierter Christ seit 1933 Druck ausgeübt. Auch die Diakonie, die sich den nationasozialistischen Machthabern anpasst, grenzt Altschul zunehmend aus. Seine Gemeinde erteilt ihm schließlich 1939 den „unabweisbaren Rat“, seinen Austritt aus dem Brüderhaus bekannt zu geben. Dies wird in den Unterlagen mit der Notiz „nicht arisch“ begründet. Am 30. November 1942 wird Richard Altschul verhaftet und wenige Tage später nach Breitenau gebracht. Als Haftgrund ist angegeben, dass er keine jüdische Kennkarte bei sich trägt und dass er als Jude „den Deutschen Gruß ‚Heil Hitler‘ erweist“. Außerdem wird er beschuldigt, Kontakt zu „Deutschblütigen“ zu haben. Am 16. September 1943 wird Richard Altschul von Breitenau ins Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert und hier am 30. Oktober 1943 ermordet.
Martha Altschul lebt bis zu ihrem Tod im Jahr 1958 in Kassel-Oberzwehren, dem letzten gemeinsamen Wohnort von ihr und Richard Altschul. Heute erinnert in Kassel ein Stolperstein an Richard Altschul. Außerdem ist in Schwalmstadt-Treysa eine Straße nach ihm benannt.