Anna M.
geboren 29.04.1925 Meckbach
Beruf Arbeiterin
Biografie
Anna M. wird 1925 in Meckbach, im heutigen Landkreis Hersfeld-Rotenburg geboren. Ihr Vater und ihre Mutter sind Arbeiter. Sie wächst mit zwei jüngeren Geschwistern in Meckbach auf und besucht die Volksschule. Nach Verlassen der Schule erhält sie keine Berufsausbildung, sondern ist als Arbeiterin bei den „Vereinigten Jute-Spinnereien und Webereien“ in Hersfeld beschäftigt.
Aus der Fallakte der Landesarbeitsanstalt Breitenau geht hervor, dass Anna M. im Herbst 1944 in Kassel und Hofgeismar dreimal von der Polizei aufgegriffen wird. Der Vater muss daraufhin seine 19-jährige Tochter jedes Mal in Kassel abholen. In polizeilichen Gewahrsam kommt sie schließlich, nachdem sie in der Nähe der Hersfelder Kaserne aufgegriffen wird – man unterstellt ihr sexuelle Hemmungslosigkeit und „Männertollheit“. Während ihrer Haft in der Hersfelder Polizeiwache werden verschiedene amtsärztliche Untersuchungen an ihr vorgenommen. Es wird geprüft, ob Anna M. in ein Arbeitshaus, oder aber eine Landesheilanstalt gebracht werden soll. Dabei wird auch ein Intelligenztest durchgeführt. Der Amtsarzt kommt bei Anna M. am 28. Oktober 1944 zu dem Ergebnis, dass sie zwar körperlich gesund sei, aber an „moralischem Schwachsinn“ leide. Diese Diagnose hat zur Folge, dass sie nicht in den Bereich der Psychiatrie überwiesen wird, sondern der Amtsarzt des Staatlichen Gesundheitsamtes Hersfeld am 28. Oktober 1944 die Einweisung in die Arbeitsanstalt Breitenau „wegen sittlichen Verschuldens“ anordnet. Dieser Einweisung muss der Vater von Anna M. zustimmen und seine Tochter persönlich nach Breitenau bringen. Im Fürsorgeheim Breitenau wird sie am 29. Oktober 1944 registriert. Bereits am 6. November folgt die Beantragung der Überstellung ins „Jugendschutzlager Uckermark“. Aufgrund der Kriegswirren bleibt sie jedoch in Breitenau und wird am 31. März 1945 von amerikanischen Soldaten befreit.
Über den weiteren Lebensweg von Anna M. ist bisher nichts bekannt.