Anstalt

Das Mittelschiff als Zellentrakt

Sie stehen vor der ehemaligen Klosterkirche. Im Mittelschiff sind vergitterte Fenster auf unterschiedlichen Stockwerken zu erkennen. Hier befand sich seit Eröffnung des Arbeitshauses im Jahre 1874 der Haftteil. 

Das Kurfürstentum Hessen war von Preußen im Jahr 1866 annektiert und der Staatsschatz beschlagnahmt worden. An die Rückgabe des Staatsschatzes knüpfte Preußen die Bedingung, ein Arbeithaus im neu geschaffenen preußischen Regierungsbezirk zu errichten. Die Verwaltung dieses neuen Bezirks stieß bei ihrer Suche nach einem geeigneten Gelände auf die leerstehenden Gebäude der ehemaligen Klosteranlage in Breitenau. Diese Anlage erschien durch die Ummauerung der Anlage und die Lage an zwei wichtigen Eisenbahnstrecken Hessens günstig. Zum Zweck der Einrichtung der „Correktions- und Landarmenanstalt“, wie das Arbeitshaus offiziell hieß, wurde das Kirchengebäude mit Zustimmung der lokalen evangelischen Kirchengemeinde geteilt: Das Mittelschiff und das Portal (Glockenturm) wurden zum Gefängnis mit vergitterten Fenstern umgebaut, während der gotisch ausgestaltete Chorraum als Kirche für die evangelische Gemeinde diente. Dazwischen wurde eine Mauer gezogen, um die Bereiche voneinander zu trennen.

Frühes Konzentrationslager

Auf Beschluss des Kasseler Polizeipräsidenten vom 15. Juni 1933 wurde in die Landesarbeitsanstalt Breitenau ein „Konzentrationslager für politische Schutzhäftlinge“ integriert. Am 16. Juni 1933 trafen die ersten sogenannten Schutzhaftgefangenen ein. Es handelte sich um 26 Kommunisten und zwei Sozialdemokraten. Die für die Bewachung der Gefangenen des Konzentrationslagers zuständigen SA- und später SS-Wachmannschaften wurden in der zweiten Etage des Mittelschiffs, dem Hauptanstaltsteil, untergebracht. Der Schlafsaal der Gefangenen befand sich eine Etage höher, im dritten Stock, und die Aufenthaltsräume der Gefangenen in der ersten Etage.

Medien:

Der Appellplatz auf der Nordseite der ehemaligen Kirche, vor 1920 (Bildarchiv Foto Marburg, fm6700)